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Venedig
"Die besten Dinge verdanken wir dem Zufall."
Giacomo Casanova
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Venedigs Dogenpalast dient auch
im 18. Jahrhundert noch als Gefängnis für Hochverräter und
andere Feinde des Staates. Warum ausgerechnet der Meister der
Liebeskunst, Giacomo Casanova, fünfzehn Monate seines Lebens in
fensterlosen Zellen unter dem Bleichdach des Palastes verbringen
muss, ist bis heute noch nicht endgültig geklärt. Fällt er der
Rache eines betrogenen Ehemanns zum Opfer? Pflegt er
staatsfeindliche Kontakte zu Freimaurern und ausländischen
Diplomaten? Oder hat er sich durch die Liebesaffäre mit einer
Nonne tatsächlich der ihm vorgeworfenen Schmähungen gegen die
heilige Religion schuldig gemacht?
Casanova hat im Dogenpalast nur
ein Ziel - Flucht. Mit einem Stück Eisen, das er beim täglichen
Ausgang auf dem Dachboden findet, gelingt es ihm, ein Loch durch
die Bretter unterhalb seines Bettes zu bohren. Pech, dass er
sich bei seinem Wächter, zu dem er - dank diverser
Schmiergeldzahlungen - ein "freundschaftliches" Verhältnis
aufgebaut hat, über die Höhe seiner Zelle beklagt hat. Am
Vorabend der Flucht wird Casanova in eine höhere, hellere Zelle
verlegt. In seiner neuen Zelle nimmt Casanova Kontakt zu Vater
Balbi auf, einem Mönch, der seine Zelle über Casanova und direkt
unter dem Dach des Palastes hat. Balbi bohrt ein Loch in den
Boden der Zelle und mit Hilfe eines Seils aus Bett- und
Handtüchern klettert Casanova in Balbis Zelle. Die beiden Männer
durchstoßen das morsche Holz des Dachstuhls. Es gelingt ihnen,
eine der Bleiplatten zu verbiegen, so dass sie auf das Dach des
Palastes steigen können. Doch das Abseilen misslingt. Balbi und
Casanova laufen ein Stück über das Dach und steigen durch eine
offene Dachluke wieder in den Palast ein. Nachdem sie zwei Türen
eingetreten haben, stehen sie vor einem verschlossenen Portal.
Die Gefangenen im Dogenpalast durften in den Zellen ihre
Kleidung behalten. Man sieht Balbi und Casanova, der ein
Spitzenhemd und auf dem Kopf einen goldbetressten spanischen
Dreispitz mit weißem Federbusch trägt, nicht an, dass es sich um
Gefangene handelt. Ein Palastbediensteter öffnet das Portal, vor
dem Balbi und Casanova stehen. Er geht davon aus, dass es sich
um Gäste des Empfangs, der zeitgleich im Dogenpalast
stattfindet, handelt und lässt beide Männer ungehindert
passieren. Balbi und Casanova schreiten die Treppe der Giganten
hinunter und verlassen den Dogenpalast.
Auf den Spuren Casanovas
wandelten wir im April des Jahres 2012 und im Dezember des Jahres 2013. Wie in jedem Fach des
Kühlschranks kann man sich unter
Impressionen ein paar Eindrücke
davon verschaffen.
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